Deutsche Burschenschaft

Selbstdemontage der künftigen Konservativen

Lange nichts mehr gehört von Burschenschaften. Jetzt sind sie wieder im Gespräch - und ziehen selbst verschuldet und zu Recht von allen Seiten Kritik auf sich. In Vorbereitung auf das Treffen der Deutschen Burschenschaft auf der Wartburg an diesem Wochenende wurde über Ariertum in den Mitglieds-Verbänden gefaselt. Einen Gefallen haben sich die Verbindungen mit dieser Diskussion nicht getan. Wer einen chinesischstämmigen Deutschen, der in der Bundeswehr seinen Wehrdienst abgeleistet hat und sich durch und durch als Deutscher versteht, aufgrund biologistischer Argumente nicht als Burschen anerkennen will, muss sich fragen lassen, ob er auf dem Boden des Grundgesetzes steht.

Die Argumentation Einiger in der Deutschen Burschenschaft ist jedenfalls so hanebüchen, dass sich die Bewegung insgesamt diskreditiert. Deutschland, in der Mitte Europas gelegen, ist seit Jahrtausenden ein Schmelztiegel der Völker und Kulturen. Wer hier schon alles assimiliert wurde, hat der Kulturnation Deutschland nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Deutschland ist durch die Zuwanderung der vergangenen Jahrhunderte reicher, nicht ärmer geworden. Man kann über die aktuelle deutsche Einwanderungspolitik streiten, und sie steht zu Recht auch immer wieder in der Kritik. Dass aber Menschen mit fremden Gesichtszügen nicht auch deutsche Patrioten sein können, wie es die Radikalen in der Deutschen Burschenschaft offensichtlich meinen, ist absurd.

Mit solchen Ausflügen ins Völkische demontieren die Burschenschaften, die ohnehin von vielen Akademikern und Nicht-Akademikern entweder nicht verstanden oder bewusst abgelehnt werden, ihr Ansehen und entheben sich jeglichen Einflusses. Das ist schade. Denn die Bundesrepublik braucht, wie jede Demokratie, ein breites Spektrum an politisch denkenden und handelnden Menschen. Der deutsche Konservatismus ist spätestens, seit Bundeskanzlerin Merkel die Prinzipienlosigkeit zur Leitlinie ihrer Politik gemacht und ihre Rivalen weggebissen hat, praktisch tot. Wer im Deutschen Bundestag kann noch mit Fug und Recht konservativ genannt werden? Wer traut sich noch gegen Atomausstiegsfieber, Öko- und Tugenddruck das Wort zu erheben? Wer wird kämpfen, wenn demnächst nach der Kernkraft womöglich der Verbrennungsmotor als ethisch untragbar gebrandmarkt wird?

Der Konservativismus, den die deutsche Demokratie ebenso braucht wie christliche, sozialdemokratische und liberale Werte, überlebt momentan nur in winzigen Reservaten. Eines dieser Reservate sind die Burschenschaften. Aus ihnen könnten dereinst diejenigen Konservativen erwachsen, die das Diktum der Kanzlerin von einer "alternativlosen" Politik in Frage stellen und genau die Alternativen aufzeigen, die sich die Kanzlerin heute nicht vorzustellen vermag. Demokratie lebt immer von der Alternative, vom Wettstreit der Meinungen, von der Offenheit einmal getroffener Entscheidungen anstatt von deren "Unumkehrbarkeit", wie dies die große Koalition der Berliner Polit-Gutmenschen momentan propagiert.

Politik braucht Konservative. Von daher ist es ein Jammer, dass einer der Inkubatoren des Konservativismus, die Burschenschaften, sich selbst mit kruden Thesen ins Aus manövrieren, die siein die Nähe des Nationalsozialismus stellen. Mit ihrem  Unsinn haben sie nicht nur sich selbst massiv geschadet, sondern dazu beigetragen, dass Konservative auf absehbare Zeit in Deutschland keine Chance haben werden, ernst genommen zu werden.