20 Milliarden Euro Belohnung für den arabischen Frühling
Die G-8-Staaten, die sich in Deauville in Frankreich treffen, werden die Staaten des arabischen Frühlings mit 20 Milliarden Dollar unterstützen. Das ist eine Menge Geld für eine noch frische und
noch nicht endgültig einzuschätzende Bewegung in Ländern wie Ägypten oder Tunesien.
Die Demonstranten, die in Tunesien Machthaber Ben-Ali und in Ägypten das Mubarak-Regime stürzten, waren sich vor allem darin einig, was sie nicht wollten: nämlich eine Fortsetzung der alten
Kleptokratien in ihren Ländern. Das haben sie geschafft, die alten Potentaten sind hinweggefegt und davongejagt. Und nun?
In Tunesien verwaltet eine Regierung auf tönernen Füßen das Erbe der Arabellion. In Ägypten haben Militärs die Macht übernommen. In Libyen ringen die Rebellen in einem verzweifelten Kampf mit
Diktatior Gaddafi. Alles im Grunde keine Partner für die G-8-Staaten - jedenfalls nicht um eine dermaßen gigantische Summe wie 20 Milliarden Euro zu verteilen, zu denen nochmal die gleiche Summe
von internationalen Organisationen kommen soll. So wichtig es ist, die jungen, positiven Kräfte in der arabischen Welt zu unterstützen (allein schon, um Fanatiker wie Al-Kaida oder andere
rauszuhalten), so vorsichtig sollte man abwägen, wem man das Geld gibt.
Im Übrigen wird es wohl an den Deutschen hängen bleiben: Das G-8-Mitglied Japan hat mit den Folgen von Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe zu kämpfen und braucht eher selbst ausländische Hilfe
als dass es spenden kann, die USA haben schon jetzt ein Haushaltsdefizit, das knapp an der Grenze der Legalität ist, Großbritannien kämpft mit einem knallharten Sparprogramm und Frankreich und
Italien sind kaum in der Lage, größere Summen aufzubringen, von Russland ganz zu schweigen.
Deutschland muss aufpassen, dass es seine finanziellen Kräfte nicht überdehnt. Griechenland ruft nach Hilfe, Portugal ruft nach Hilfe, Irland ruft nach Hilfe - und dann auch noch die arabischen
Staaten. Staatskunst ist also gefordert, das Setzen von Prioritäten, das Abwägen von Gefahren und Nutzen. Allen zugleich zu helfen - so wünschenswert es auch ist - geht jedenfalls nicht.
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Doris (Freitag, 27 Mai 2011 14:28)
Die zentrale Frage ist doch, woher kommt das Geld? Es wird ja kein "frisches" sein, also muss es woander abgezogen werden. Welches G8-Land hat sich verpflichtet, welche Anteile zu tragen und welches arabische Land wird in welchem Umfang Geld bekommen?