Eine Zahl der Schande: 45 Prozent
Wenn in einem Land fast jeder zweite Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos ist, kann in diesem Land etwas nicht in Ordnung sein. Nach der Arabellion in der arabischen Welt gehen nun endlich auch
die jungen Menschen in Spanien auf die Straße. Die Puerta del Sol im Herzen von Madrid versammelt seit Tagen eine wachsende Zahl der Hoffnungslosen, die es satt haben, keine Hoffnung mehr zu
haben.
Wohlgemerkt: eine Arbeitslosigkeit von 45 Prozent bei den Unter-25-Jährigen ist keine gesichtslose Chiffre aus einem Land der Dritten Welt, weit weg von uns. Diese Zahl ist eine Zahl aus einem
europäischen Land, zwar nicht mitten in Europa, aber dennoch ein Land mit inzwischen langer Tradition in der Europäischen Union. 45 Prozent Arbeitslosigkeit: das ist eine Zahl der Schande für ein
westeuropäisches Land, ja für den ganzen Kontinent.
Die Jugendlichen sind bestens ausgebildet, der iberische Boom, der vor wenigen Jahren noch Staunen bis in die USA hervorgerufen hat, ist aber verpufft und an ihnen vorbeigezogen. Hervorragende
Ausbildung und dann der direkte Weg in die Arbeitslosigkeit - das darf nichts ein. Es ist richtig, dass die Jugendlichen jetzt endlich auf sich aufmerksam machen und die sozialistische Regierung
unter Druck setzen. Die hat das Problem offensichtlich entweder nicht erkannt oder aber auszusitzen versucht.
Auch Deutschland hat ein Problem mit jugendlichen Arbeitskräften, die gut ausgebildet sind und einfach keine Anstellung finden, die für die Gründung einer Familie reicht, für erste Anschaffungen,
gar für ein langfristiges Engagement wie den Kauf einer Immobilie. Die Generation Praktikum, die sich von einer unter- oder gar nicht bezahlten Stelle jahrelang zur nächsten hangelt, braucht eine
bessere Perspektive. Sonst geht es dem Staat insgesamt schlecht und schlechter. Und das kann unmöglich im Interesse der Gesellschaft sein. Es muss gehandelt werden - in Spanien, aber auch in
Deutschland.
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